Was BioStädte und Öko-Modellregionen verbindet

Kommunen und Regionen können den Ökolandbau maßgeblich vorantreiben. Worin die großen Herausforderungen bei der Umsetzung liegen, darüber haben sich Vertreter von BioStädten und Öko-Modellregionen in einem BÖLN-Dialogforum ausgetauscht. Das BÖLN will die Akteure bei der Bewältigung dieser Herausforderungen auch zukünftig unterstützen.

Ob BioStadt Bremen, Öko-Modellregion Nordhessen oder Bio-Musterregion Ravensburg – sie alle eint das gemeinsame Ziel, Bio in der Region zu stärken. Unter dem Motto „Bio verbindet“ trafen sich Mitte November 2018 mehr als zwanzig Vertreter von Kommunen, Ministerien und Vernetzungsstellen (Koordinationsstellen), die an dem Aufbau von BioStädten, Öko-Modellregionen oder Bio-Musterregionen (wie die Öko-Modellregionen in Baden-Württemberg heißen) mitwirken. Organisator des Dialogforums war das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). „Ziel dieses und zukünftiger Dialogforen ist es, für alle interessierten Kommunen und andere Gebietskörperschaften ein Forum für einen bundesweiten Austausch zu bieten“, erläuterte Dr. Burkhard Kape, Sachgebietsleiter beim BÖLN. „Denn über die Öko-Modellregionen, Bio-Musterregionen und BioStädte ergeben sich ganz neue Potenziale und Vernetzungsmöglichkeiten für den Ökolandbau und eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung. Bei diesen Prozessen möchten wir seitens des BÖLN die Akteure in den Regionen unterstützen und zu ihrer Vernetzung beitragen.“

Während des Dialogforums haben die Teilnehmenden darüber diskutiert, wie sie ihre künftige Zusammenarbeit ausgestalten wollen und welche Themenfelder dabei aus ihrer Sicht Priorität haben. Dabei zeigte sich: So unterschiedlich die Rahmenbedingungen vor Ort auch sind, so ähnlich sind die Herausforderungen in der Praxis. Als besonders relevant haben sich drei Handlungsfelder herauskristallisiert: Kommunikation, Bio in der Außer-Haus-Verpflegung und regionale Wertschöpfung. Hier möchten die Vertreter der Regionen ansetzen und sich künftig intensiver austauschen.

 

Handlungsfeld Kommunikation

In den Öko-Modellregionen, Bio-Musterregionen und BioStädten stellt die Kommunikation mit der Vielzahl an Akteure, so die Erfahrung der Praktiker, oftmals eine der größten Herausforderungen dar: Als möglicher Grund dafür wurde genannt, dass die neu geschaffenen Öko-Modellregionen und Bio-Musterregionen vor Ort auf bereits etablierte Strukturen treffen. Gleichzeitig ist gerade die Kommunikation und Vernetzung untereinander ein Schlüssel zum Erfolg. Nur so können mögliche Synergien erkannt und genutzt werden.

Aus ihrer Sicht lässt sich eine erhöhte Akzeptanz des Ökolandbaus erreichen, indem man sichtbar macht und monetarisiert, was für Ökosystemleistungen Biobauern erbringen.

 

Handlungsfeld Wertschöpfung

Die Zahl der handwerklichen Verarbeitungsbetriebe ist in den letzten Jahren immer weiter gesunken. Damit fehlen mögliche Verarbeitungsstrukturen vor allem für kleine Mengen in der Region. Auch die Erfassung und die entsprechende Logistik für diese kleinen Mengen gestalten sich schwierig. Dennoch gibt es gerade in den Ökomodellregionen Projekte, die erfolgreich umgesetzt werden und mögliche Lösungswege aufzeigen. Doch wie lassen sich solche Best-Practice-Beispiele erfolgreich weiterführen, wenn die Förderung wegfällt. Welche Organisations- oder Rechtsform ist zum Beispiel für die Veranstaltung eines Bio-Feierabendmarktes geeignet?

Als Hilfestellung wünschen sich die Teilnehmenden eine Zusammenstellung erfolgreich umgesetzter Referenzprojekte, jeweils mit Nennung aller involvierten Stellen und einer genauen Dokumentation der entsprechenden verwaltungstechnischen Abläufe. Darüber hinaus zeigte sich auf dem Dialogforum, dass es entscheidend auf eine kohärente Politik der für Landwirtschaft, Umwelt und Wirtschaft ankommt.

 

Handlungsfeld Bio in der Außer-Hausverpflegung

Das Bio-Potential in der Außer-Haus-Verpflegung ist längst noch nicht ausgeschöpft. Das gilt auch für das Essen in Schulen und Kitas. Gründe liegen u.a. in den Anforderungen einer öffentlichen Ausschreibung, den häufig kaum vorhandenen Kenntnissen über geltende rechtliche Vorgaben und über die Besonderheiten von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Als eines der größten Hemmnisse nannten die Teilnehmenden Vorbehalte hinsichtlich des Aufwandes einer Bio-Zertifizierung. Aus ihrer Sicht könnten gesammelte Erfahrungen dabei helfen, die Wissensdefizite zu beheben.

 

Wie es weitergeht

In dem abschließenden Plenum äußerten alle Beteiligten den Wunsch, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Entsprechend groß ist ihr Interesse, sich künftig zu ausgewählten Themen fachlich auszutauschen und voneinander zu lernen. Als Hilfestellung wünschen sich die Teilnehmenden eine gemeinsame Online-Plattform, die einen schnellen und einfachen Zugang zu allen relevanten Informationen ermöglicht: Erfolgreiche Projekte, Ansprechpartner, Erfahrungen, Best-practice-Beispiele, Fördermöglichkeiten, Expertise und Ressourcen – all das sollte dort zu finden sein. Denn um den Ökolandbau und Biolebensmittel im regionalen Umkreis zu etablieren, ist ein komplexes Wissen erforderlich, da viele verschiedene Handlungsfelder tangiert sind. Ein zweites Dialogforum ist für das Frühjahr 2019 geplant. Zusätzlich können BioStädte, Öko-Modellregionen und Biomuster-Regionen für Projekte auf die „Werkzeugkiste“ des BÖLN zurückgreifen. Dort geht es z.B. um Weiterbildungsmaßnahmen oder um die Förderung von Informations- und Absatzfördermaßnahmen.

Weitere Informationen zu Fördermöglichkeiten: www.bundesprogramm.de

verfasst im Auftrag des Bundesprogramms ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) von Nina Weiler (Freie Journalistin)